EU Parlamentswahlen - Zahlenlehre

"Vertraue keiner Statistik die du nicht selbst gefälscht hast." ist ein sehr gängiges Sprichwort im deutschen Sprachraum. Dass beweisen die Nachwahlanalysen wieder einmal deutlich. Da spricht man schnell vom großen Erfolg der FPÖ oder den jungen rechten Männern. Grafiken die die eine oder andere Partei ins bessere Licht rückt sind dabei genau so selbstverständlich.

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Finde den Fehler

Sieht man sich die Wählerschicht "Männer bis 29 Jahre" an, könnte man glauben, dass ein Großteil der Wahlberechtigten für HC Strache und seinen Gefolgsleuten ist.

Fehler nicht gefunden? Hierbei handelt es sich nicht um die Wahlberechtigten sondern "nur" um die, die auch tatsächlich hingegangen sind, denn aus der Gruppe "Männlich bis 29" taten dies nur 33%.  (Quelle: derStandard - EU Nichtwähler und sein böses Bild der EU)

66% in dieser Gruppe sind gar nicht erst zur Wahl gegangen. Das heißt unterm Strich, nur rund 10% der wahlberechtigten Männer unter 29 setzten ihr Kreuz bei den Blauen.

Die brennede Frage ist: Warum war es sovielen Männern nicht wichtig, zu wählen, während hingegen bei "Frauen bis 29" knapp zwei Drittel zur Wahl gingen und die Grünen favorisiterten?

Wenn das Gemüt entscheidet

Wählen zuversichtliche Menschen mit großen Abstand die ÖVP, wählen Verärgerte zu 46% die FPÖ. "Ärger" könnte ein der Motivator gewesen sein, warum von den wenigen Jungen die zur Wahl gangen sind, dann ihr Kreuz bei der FPÖ gemacht haben. Ein Problem das gelöst werden sollte.

Wenn die Bildung entscheidet

In Abhängigkeit zur Bildung fällt auch deutlich auf: Je bildungsferner eine Person ist, desto eher wählt jemand SPÖ oder FPÖ, gebildete Wählen an erster Stelle die ÖVP, gefolgt an zweiter Stelle: Die Grünen. 

(Quelle: DiePresse.com)

Die Macht der Grafik in Wien

Vergleicht man die Grafik die vom ORF veröffentlicht wurde, die stärksten Parteien in den Bezirken, könnte man daraus sicher viel ableiten:

Wahlkarten: Grüne holen noch einen Bezirk

Zum Beispiel, dass die FPÖ in Wien gar nicht vertreten ist. Interessanter ist es dann schon wieder, sich die Ergebnisse der Wahlsprengel in Wien anzusehen:

Hier ist die Welt schon ein wenig bunter.

Von Zuwächsen und Gewinnern?

Interessant ist auch die Berichterstattung bezüglich den Gewinnern. Denn Verlierer gibt es bei dieser Wahl abgesehen vom BZÖ scheinbar keine.

Gerne wird auf die Gewinne der FPÖ hingewiesen.

Die FPÖ hatte 2009 12% der Wähler nun ist sie auf 19% (um sieben Prozentpunkte) nach oben geklettert. Ein riesen Gewinn könnte man meinen.

2004 hatte die Partei 6%. Bei den letzten beiden Wahlen gab es jedoch Konkurrenten im Bereich der EU Kritiker.

Doch interessanter ist 1999. Damals wie auch 2014 starte die FPÖ ohne Anti-EU Konkurrenten: Da hatte die Anti-EU-Partei 23,4%.

Vergleicht man also eine "konkurrenzlose" FPÖ 2014 mit 1999, so hat sie ein Minus von fünf Pronzentpunkten.

Quellangaben:

Wahlergebnisse mit Nichtwählern

Die Satireseite "Verein Freunde der Tagespolitik" veröffentlichte eine nicht-satirische Statistik hinsichtlich des Wahlausgangs inklusive der Nichtwähler:

(Siehe Quelle)

Resümee

Erfreulich ist, dass bei dieser Wahl gut 75% (von denen die gewählt haben) sich für eine Europa-Freundliche Partei entschieden haben.

Generell kann man aber mit Zahlen und Grafiken leicht spielen. Man kann sehr einfach etwas rein interpretieren, man muss es aber nicht. 

Leider weiß man nur wenig über die wahren Motive der Nichtwähler. (Detail am Rande: In der Slowakei sind das 87%!)

Wählen ist wichtig, denn eine bessere Alternative als Demokratie mit (fairen) Wahlen wurde noch nicht gefunden bzw. erfunden.

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